Ein bekanntes Zitat besagt:
Gib mir die GELASSENHEIT, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den MUT, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die WEISHEIT, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Früher hat mich vor allem der erste Teil angesprochen und ich dachte, damit sei vor allem gemeint, dass man keine Energie verpulvern soll, für etwas was man nicht ändern kann, also im Sinne von: Lernen, mit den eigenen Energien gut zu haushalten. Energie-Effizienz ist auch heute immernoch mein Ding. Dahinter stand aber auch meine damalige Haltung, dass man schlicht annehmen sollte, dass man begrenzt ist. Diese Haltung beginne ich heute zu hinterfragen (s.u.).
Der zweite Teil, also Dinge zu ändern, die man ändern kann, war mir vollkommen selbstverständlich. Ich war selbst der Typ Mensch, der die Dinge anpackt und in gewisser Weise frei von Ängsten, die mich in meinem Tun behindert hätten. Es erschien mir einfach logisch, dass man ändert, was einem nicht gut erscheint. Mittlerweile empfinde ich das nicht mehr als so selbstverständlich wie damals, denn wie oft schaffen wir es nicht, etwas zu tun, was eigentlich ansteht, weil wir entweder einfach unklar sind und uns der FOKUS fehlt, oder weil wir uns irgendwie selbst blockieren, weil wir zu lange analysieren wie es am besten ginge, weil zB Perfektionismus uns hemmt oder weil wir uns der Aufgabe nicht gewachsen fühlen, weil wir uns „klein“ denken… Heute sind mir die Hürden viel bewusster, mit denen wir manchmal zu ringen haben. Ich komme aber immer wieder zu der simplen Erkenntnis: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Also mehr einfach MACHEN! Und: die eigene Größe erkennen (und zwar nicht überhöht aus dem Ego heraus, sondern ganz realistisch). Dazu gehört tatsächlich Mut! Insofern verstehe ich den zweiten Teil der Aussage heute viel tiefer als früher.
Den spannendsten Aspekt der Aussage sehe ich heute im dritten Teil, nämlich, dass es um die UNTERSCHEIDUNG geht. Die Annahme, dass die Unterscheidung nicht offensichtlich ist, beinhaltet die Möglichkeit, dass es Dinge gibt, von denen man denkt, man könne sie nicht ändern, aber man sich da eventuell täuscht. Damit, die eigene Begrenztheit anzunehmen, erschafft man diese ja häufig. Also die eigenen Fähigkeiten richtig einzuschätzen ist ein sehr wichtiger Kern der Aussage. Und zwar in beide Richtungen!
In der Yoga-Philosophie gibt es den Begriff VIVEKA, der als Unterscheidungsfähigkeit und Urteilskraft übersetzt wird. Zu unterscheiden was wahrhaftig ist und was nicht, verweist auf eine tiefgehende philosophische Suche nach WAHRHEIT, der ich mich schon immer verpflichtet fühle. Neben dieser spirituellen Dimension beinhaltet die Kunst von Viveka aber auch Hilfestellung im ganz banalen Alltag: Zu wissen was oder wer einem gut tut und was oder wer nicht, was der „richtige“ nächste Schritt ist auf dem Lebensweg, der sich ja aus vielen kleinen Schritten zusammensetzt, und bei dem jede kleine Entscheidung eine Veränderung in irgendeine Richtung herbeiführt und vieles mehr… Also Viveka zu haben ist eine echte Lebenshilfe, nicht nur für Philosophen.
Und was hat das jetzt mit Weihnachten zu tun?
Fokus und Viveka bedürfen beide der INNENSCHAU. Nur wer nach innen blickt, erkennt. Eine VISION ist etwas innerliches, was wir dann nach außen tragen.
Nach innen zu blicken ist etwas, was der winterlichen Einkehr nach drinnen entspricht. Das ist eben auch gemeint, wenn man davon spricht, der Winter sei eine besinnliche Zeit. Da kommt man zur Besinnung, welchen SINN das Leben hat.
Und natürlich: die Idee der Ankunft des Lichts, welches zum Weihnachtsfest hin ja immer mehr präsent ist, zB durch die Adventskerzen, entspricht der Idee der Erleuchtung im Sinne von Erkenntnis-Zuwachs. Erhellen bedeutet Erkennen. Je mehr wir erkennen, desto höher ist unsere Unterscheidungsfähigkeit und je mehr wir Viveka ausprägen, desto mehr erkennen wir Wahrheiten. Eine Wechselwirkung.
Also ich wünsche mir zu Weihnachten und fürs neue Jahr eine große Packung Viveka!
Und Dir wünsche ich das, was Du willst! Aber entscheide gut!
Fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr
wünscht Dir
Angela