Wechselwirkung zwischen Körper und Gefühlen:
Dein Körper spiegelt Deine Gefühle. Wenn Du traurig bist, lässt Du zum Beispiel den Kopf hängen, oder nimmst die Schultern nach vorne, wie um Dein Herz zu schützen. Es gibt viele solcher Beispiele. Die Emotionen beeinflussen unsere Körperhaltung und den Muskeltonus (also wieviel Grundspannung die Muskeln haben). Deswegen sagt man, dass sich Gefühle im Körper speichern, je nachdem um welches Thema es dabei geht in verschiedenen Stellen des Körpers.
Die gute Nachricht ist: Es funktioniert auch andersrum! Du kannst Deinen Körper nutzen, um Deine Gefühle zu verändern. Wenn Du lächelst, wird dem Gehirn signalisiert, dass es Dir gut geht und es schüttet genau die Stoffe aus, die in Dir gute Laune entstehen lassen. Deswegen funktioniert Lach-Yoga und Lach-Therapie. Auch wenn es sich zu Beginn komisch anfühlt, probiere es mal aus, wenn Du in einer lustlosen Stimmung bist und grinse eine Weile vor Dich hin. Du wirst sehen, nach und nach geht die Sonne in Dir wieder auf.
Auch Bewegung wirkt sich positiv auf die Gefühlswelt aus. Spazieren hat thearpeutischen Charakter, Sport ist für viele Menschen ein toller Ausgleich, Stress wird dabei abgebaut und die verlorene innere Ruhe wird wieder hergestellt.
Ziel ist es natürlich nicht, sich permanent selbst zu verhohnepiepeln (also: dauerhaftes Grinsen um etwas Trauriges nicht zu spüren ist keine gute Lösung). Wie bei allem im Leben ist eine gute Balance wichtig. Wann bedarf es Deiner Aktion, um Dich aus einem Loch herauszuholen? Und wann bedarf es Ehrlichkeit gegenüber Dir selbst, um ein Problem anzuerkennen und es zu bearbeiten, anstatt es krampfhaft zu vertuschen?
Du kannst Dir den Zusammenhang zwischen Körper und Emotion zu Nutze machen, um heraus zu finden, welche Themen hinter einem wiederkehrenden körperlichen Schmerz oder einer Verspannung liegen. Wenn Du beobachtest, was Dir wann weh tut, oder in welchen Zusammenhängen Du in welchen Muskeln verkrampfst (oder ein Pfeifen im Ohr hörst, Kratzen im Hals bekommst etc.), kannst Du erkennen, was in Deinem Leben Dir nicht gut tut, oder wo Du nicht gut zu Dir bist. Wenn Du Dich um die Auflösung dieser Themen kümmerst, wird es Dir Dein Körper danken. Das ist damit gemeint, wenn man sagt: Höre auf Deinen Körper. Ich empfehle dazu die Bücher von Rüdiger Dahlke (z.B. “Krankeit als Sprache der Seele” oder “der Körper als Spiegel der Seele”).
Persönlichkeitsanalyse über den Körper:
Nicht nur aktuelle Gefühle oder lang gehegte Gefühle speichern sich im Körper, sondern auch Deine Einstellung, Dein Denken, die Art wie Du bist. Dein Charakter ist zu einem großen Teil aus Deinem Körper herauslesbar (für Menschen, die darin geschult sind). So kann eine Gang-Analyse beim Spezialisten viel über Dich aussagen. Wenn Du daran interessiert bist, Dich selbst kennenzulernen, nicht nur an der Oberfläche sondern in der Tiefe Deine Verhaltensmuster und Überzeugungen zu erkennen, lohnt sich ein Blick auf Deinen Körper:
Bist Du eher ein dehnbarere Typ, also flexibel? Oder eher starr und ungelenkig? Natürlich kannst Du argumentieren, dass Du nicht gelenkig bist, weil Du in Deinem Leben nie eine Sportart gemacht hast, in der man sich dehnt. Aber auch das sagt ja etwas über Dich aus. Und auch unter den Nicht-Sportlern gibt es ja die, die einfach so die Arme hinter dem Körper greifen können oder sich aus dem Stand so weit nach unten vorbeugen, dass die Hände den Boden berühren, und die, für die das unvorstellbar ist. Zu welchem Typ gehörst Du? Und kannst Du eine Übereinstimmung sehen zwischen dieser Eigenschaft Deines Körpers und Deiner Persönlichkeit? Und bist Du damit zufrieden oder möchtest Du daran etwas ändern? Auch hier kannst Du an Deinem Körper ansetzen. Wer körperlich flexibler wird, wird auch geistig flexibler. Wer körperlich kraftvoller wird, hat auch mehr Kraft, sein Leben zu gestalten.
Wie stehst Du, wenn Du einfach nur stehst? Wie steht es um Deine Aufrichtung? Trägst Du Kopf, Brustkorb (Herz) und Becken genau übereinander oder schiebt sich eins davon gerne nach vorne/hinten? Sind Deine rechte und linke Seite relativ gleich ausgerichtet oder asymetrisch? Und wie ist Dein “standing” im Leben? Siehst Du die Zusammenhänge?
An welchen Stellen Deines Körpers sammelt sich die Spannung? In den Oberschenkeln vorne? In den Leisten und Hüftbeugern? In den Schultern? Und wofür steht das? Trägst Du viel Verantwortung, stehst sehr eigenständig und stark auf Deinen eigenen Füßen ohne Hilfe von jemand anders? Freust Du Dich darüber? Oder ist es Dir zu viel Belastung? Wie ist das Maß zwischen “ich schaffe alles alleine” und “ich brauche für alles Hilfe” bei Dir?
Es geht immer darum, in die Balance zu kommen. Zwischen den Polen Kraft und Beweglichkeit eine ausgewogene Mitte zu finden. Dafür hilft es zu erkennen, wovon Du (zu) viel und wovon Du (zu) wenig hast. Und dann ist die Frage, was Du mehr brauchst: die Aktivität oder die Passivität? Geht es für Dich darum, in Deine Kraft zu kommen, die Dinge in die Hand zu nehmen? Oder täte es Dir gut, die Kontrolle mehr loszulassen, Dich dem Fluss des Lebens anzuvertrauen?
Körperlich gibt es die beiden grundsätzlichen Möglichkeiten: Kraftaufbau und Dehnung. Dabei ist es hilfreich, nicht nur den Protagonist-Muskel zu betrachten, sondern auch seinen Gegenspieler den Antagonisten. Manchmal denken wir, dass die Kraft an einer Stelle fehlt (Protagonist zu schwach) und rackern uns ab, an dieser Stelle Muskelaufbau zu betreiben, um dann festzustellen, dass eigentlich der Gegenmuskel einfach zu fest ist (Antagonist zu stark) und die Dehnung an dieser Stelle das gewünschte Resultat viel besser erzeugt. Neigst Du zum Abrackern? Oder zum Hängenlassen?
Finde es heraus und wähle einen Weg, der Dich mehr in die Balance bringt zwischen TUN und LOSLASSEN.
Viel Erfolg auf dem Weg zur Mitte, zu Dir selbst in Deiner besten Version, ausgeglichen und gesund!