Yoga – ein Begriff, unter dem sich jeder etwas vorstellt… aber jeder etwas anderes.
Für die einen ist Yoga irgendwie gleichgesetzt mit “Om” machen und hat mit Sport nichts zu tun. Obwohl man sich da schon irgendwie bewegt. Für die meisten in unserer Westlichen Welt hat es ganz klar mit Körper-Bewegungen und Haltungen zu tun, oder sogar mit Verknotungen des Körpers. Yoga? Autsch, das sind doch Dehnungen?
Wer sich mit Yoga beschäftigt, stellt fest: Yoga ist viel mehr als nur Körper-Übungen. Der Begriff wird dort, wo er her kommt, viel weiter gefasst: Jemand der Yoga praktiziert, kann auch meditieren oder chanten (ein Mantra rezitieren) oder yogisch leben, also nach einer Yoga-Ethik leben (und dabei garkeine Körper-Verknotungen üben).
In der Yoga-Philosophie, die sehr alt ist und ein sehr weites Spektrum umfasst, ist an einer Stelle in einem Text von Patanjali vom “Achtfachen Pfad” oder “Achtgliedrigen Weg” die Rede. Demnach gehört zu Yoga:
1. Yamas – der Umgang mit der Umwelt
2. Niyamas – der Umgang mit sich selbst
3. Ãsanas – der Umgang mit dem Körper
4. Prãnãyãma – der Umgang mit dem Atem
5. Pratayãhãra – der Umgang mit den Sinnen
6 – 8. Samyãma – der Umgang mit dem Geist:
6. Dhãranã – Konzentration
7. Dhyãna – Meditation
8. Samãdhi – das Höchste: die innere Freiheit
(wer mehr darüber lesen will, dem empfehle ich diesen Artikel von Anna Trökes: https://www.yogaeasy.de/artikel/der-achtgliedrige-pfad-des-yoga–2)
Demnach ist die Körperübung, die Asana-Praxis nur einer von 8 Teilen, die Yoga ausmachen.
Aber selbst wenn man “nur” den Bereich der Körper-Praxis des Yoga anschaut, sind die Unterschiede zwischen den verschiedenen Yoga-Stilen riesig: Wer ehrgeiziges Ashtanga betreibt, praktiziert ganz anders als der, der zum Yin-Yoga geht, wer Kundalini-Yoga übt, kann vielleicht mit Anusara-Yoga nichts anfangen. Und noch schwieriger wird es, wenn man bedenkt, dass sowieso jeder und jede Yoga-Lehrende anders unterrichtet, denn jede(r) hat ja eine eigene Persönlichkeit, die den Stil der Yoga-Vermittlung ausmacht. Der eine spricht viel, während der andere eher durch Berührung mit den Händen korrigiert. Der eine unterrichtet immer intuitiv, während der andere sich minutiös vorbereitet.
Ich selbst war lange der Ansicht, Yoga sei nichts für mich, weil ich meine ersten Yoga-Erfahrungen in Stilen gemacht habe, die nicht zu mir passten. Und dann kam mit einer eher situationsbedingten Zwangs-Yogastunde eine plötzliche Begeisterung: bei der Lehrerin in dieser einen Stunde hat es mir super gefallen! Sehr schnell wurde ich riesiger Yogafan und sehr bald auch Yogalehrerin. Zuerst merkte ich nur, wie mir Yoga auf körperlicher Ebene gut tat und dann bemerkte ich mehr und mehr, wie Yoga mich charakterlich veränderte. Wie ich mehr und mehr zu mir selbst fand.
Insofern könnte man sagen: es gibt sicher irgend einen Yogastil, der zu jedem passt. Aber muss ja auch nicht jeder Yoga machen. Wen es interessiert, der wird den Lehrer und Stil finden, der zu ihm passt. Und wird dann eine eigene Idee davon bekommen, was Yoga ist.