Natürlichkeit und Individualität

Ich bin zutiefst verbunden (siehe auch: sich verbinden) mit der Idee der Natürlichkeit und dem Konzept der Individualität. Das merke ich immer wieder, im Zusammenhang mit den  verschiedensten Themen und Situationen. Ich finde etwas für mich richtig oder nicht, und wenn ich hinterfrage was dieser Bewertung zugrunde liegt, komme ich auf Natürlichkeit oder Individualität oder eben das Fehlen davon.
Ich behaupt nicht, dass diese beiden Konzepte allgeimein gültig sind oder sein sollten. Ich verurteile niemanden, der sich nicht mit diesen Ideen verbindet. Ich weiß sogar, dass mich diese Ideen manchmal beschränken. Aber sie fühlen sich für mich einfach richtig an. Das ist aktuell meine Wahrheit und ich glaube, dass es total wichtig ist, die eigene Wahrheit zu (er)kennen!
Wenn ich also im Folgenden diese beiden Begriffe als meine Ideale beschreibe, dann nicht, um sie Dir aufzuschwatzen, sondern als Beispiel für mögliche eigene Wahrheiten. Ich ermuntere Dich, Deine eigenen zu suchen und zu leben (solange sie niemanden verletzen)! Und ich bitte Dich, Anderen den Freiraum für ihre Wahrheiten zu lassen.

Natürlichkeit
Ich glaube daran, dass der menschliche Körper nicht ohne Grund die features hat, die er hat. Und ich glaube nicht an bugs beim menschlichen Körper. Es hat einen guten Grund, dass wir können was wir können (zum Beispiel laufen) und nicht können was wir nicht können (zum Beispiel fliegen). Auch wenn ich den Grund nicht kenne, glaube ich daran dass es ihn gibt.
“Natürlich” bedeutet für mich nicht das Gleiche wie “gesund” und nicht das Gleiche wie “ursprünglich”. Wir entwickeln uns als Spezies weiter und passen uns an, also können Menschen heute zum Beispiel andere Stoffe verstoffwechseln als früher. Und heute können Menschen ganz schnelle Geschwindigkeiten gut ab, ohne dass ihnen schlecht wird (einen Steinzeitmensch in einen Zug mit 140hm/h zu setzen wäre wahrscheinlich für ihn eine körperlich und seelisch üble Erfahrung). Ob diese Anpassung gesund ist oder nicht ist eine andere Frage, aber ich denke: wenn mein Körper in der jetzigen Situation mit bestimmten Umweltgiften so umgehen kann, wie er es kann, ist das zwar nicht ursprünglich natürlich, aber eben für meine jetzt aktuelle Situation schon der natürliche Stand der Dinge. Ich muss jetzt nicht unbedingt meinem Körper mehr Gift zuführen, um ihn in seiner Anpassungsfähigkeit herauszufordern, aber ich muss eben auch nicht versuchen, wieder auf den Stand eines Urzeitmenschen zu kommen, um möglichst natürlich zu sein.
Also meine ich mit Natürlichkeit nicht den absoluten Urzustand sondern den Zustand, der für meine aktuelle Situation der natürlichste ist. Nicht natürlich ist für mich ein Eingreifen in den aktuellen Stand des Körpers, zum Beispiel durch Doping oder bewusstseinserweiternde Drogen. Wenn es sein soll, dass ich schnell laufen kann, dann kann ich das auch ohne Doping. Wenn ich geistig und seelisch dafür ausgestattet wäre, ein erweitertes Bewusstsein zu haben, dann hätte ich es. Habe ich es nicht, dann bin ich nicht dafür bereit und möchte mich auch nicht damit überfordern, es künstlich herbei zu führen. Wenn ich es herbeiführen will, dann kann ich üben, meditieren, mich versenken, dann werde ich es in dem Maß erreichen, wie es gut für mich ist. Das ist dann mein natürlicher Zustand. Das Üben ist mir natürlich gegeben.  Oder noch ein Beispiel: wenn ich ein Zungenbändchen habe, dann hat es den Sinn, meine Zunge da zu halten wo sie ist und sie im Bewegungsspielraum zu begrenzen und in der Position zu stabiliseren. Wenn ich durch das Durchtrennen des Zungenbändchens einen Zungen-Move machen kann, der mir die ultimative  Meditationserfahrung bringt… dann mache ich das nicht weil ich das unnatürlich finde, da einzugreifen. Ich glaube, dass ich bin wie ich bin, weil ich genau so aktuell sein soll, um das zu erfahren, was ich aus höherer Perspektive betrachtet erfahren will.

Wenn Du Dein Zungenbändchen durchschneiden willst, halte ich Dich nicht ab. Ich höre Dir gerne zu wenn Du mir von Deinen Erfahrungen berichtest, vielleicht werde ich sogar neugierig und ganz vielleicht erwäge ich, es auch zu probieren, aber innen drin in mir gibt es eine Klarheit, ein tiefes Wissen, dass ich es nicht machen werde, denn solange ich grundlegend mit meiner Wahrheit der Natürlichkeit verbunden bin, empfinde ich es einfach nicht als gut für mich. Für Dich kann es aber genau das Richtige sein…
Das bringt mich zur zweiten meiner für mich wahren Ideen:

Individualität
Wann immer jemand etwas als allgemeingültig für alle Menschen darstellt, sträuben sich mir die Nackenhaare. Obwohl ich wirklich wirklich glaube, dass alle Menschen einen Funken Göttlichkeit in sich tragen und im innersten Wesen aus der gleichen Quelle entsprungen sind, und alles mit allem verbunden und letztendlich eins ist… bin ich gleichzeitig davon überzeugt, dass jeder in seiner aktuellen Ausformung, in seiner Präsenz als inkarniertes Wesen absolut einzigartig ist. Alle Menschen sind für mich gleich im Sinne von gleichwertig. Aber alle Menschen sind für mich ungleich in ihrer Art des Seins. Ich finde es toll, dass jeder anders zusammengesetzt ist, aus anderen Bauteilen, anderen Erfahrungen, anderen Meinungen, anderem Denken und Fühlen.
Individualität ist für mich etwas Natürliches und etwas ganz Tolles! Meine Individualität zu leben ist das, was mich glücklich macht (wieder mit der Einschränkung: ohne Andere zu verletzen). “Individuell” ist leider in der Werbung ein gern genutztes Wort und dadurch ist es mancherorts hohl geworden. Je individueller, desto besser… Ja, aber bitte wirklich individuell. Richtig gut geht es mir nicht dann, wenn ich ein Handy mit individuell beschrifteter Schutzhülle, einen personalisierten Schlüsselanhänger und eine Tasse mit meinem Urlaubsbild habe, sondern mir geht es richtig gut, wenn ich mich kenne, weiß was mir persönlich gut tut und was nicht (siehe auch: sich selbst verletzen, sich selbst helfen und  Wer bist Du?…) und wenn ich danach lebe. Wenn ich feststelle, dass es mich glücklich macht, jeden Morgen aus der Tasse mit dem Urlaubsbild zu trinken, super, her mit der Tasse, aber das sollte nicht alles sein. Sonst ist es echt doof wenn die Tasse kaputt geht und ich mein Glück darüber definiert habe. Besser das innere Glück suchen, das was untrennbar mit mir zusammenhängt. Meine individuelle Prägung kennen, nutzen, verändern wenn ich will, mein Ich neu definieren, immer dran bleiben am aktuellen Wahrheitsgehalt meiner selbst oder meines Selbst (Selbst). Wer bin ich jetzt? und jetzt? und  jetzt? Und was bleibt immer typisch ich?

2 Gedanken zu „Natürlichkeit und Individualität

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